Japan-Reise-Blog 2014 Teil 4

31.05.-02.06.2014


Foto: Tempel in Nagoya

Endlich mal einen Tag frei. Den ganzen Samstag haben wir einmal keine Termine und können uns nach nun fast 7 Wochen durchgängig arbeiten einmal etwas erholen. In Nagoya schauen wir uns eine Tempelanlage an. Vormittags waren wir noch im Shinkansen-Museum.

Der 1.Juni stand dann wieder ganz im Zeichen neuer Tees. Hier möchten wir aber noch nicht zu viel verraten – auf dem ChaEn Event gibts dann mehr. Ja, und nun schlafen wir noch eine Nacht in Nagoya am Flughafen und morgen früh fliegen wir dann zurück nach Frankfurt. Ab Dienstag 03.06.2014 sind wir wieder in Frankfurt zu erreichen.

30.05.2014


Foto: Teegarten von Familie Hayashi in der Präfektur Mie

Mit dem Zug verlassen wir heute das großstädtische Nagoya und fahren in die idyllische Hügellandschaft der Präfektur Mie. Am Banhof werden wir von Iwao Hayashi, dem  76-jährigen Gründer des Familienbetriebs, begrüßt. Mit dem Auto fahren wir dann noch einmal 20 Minuten bis zum Haus der Familie Hayashi.


Foto: Wohnhaus und Verarbeitungsanlage der Familie Hayashi

Hier widmen wir uns nun den neuen Tees der Familie. Nebenbei erfahren wir auch, dass Familie Hayashi planen mit Ihrer Produktionsanlage umzuziehen. Bisher haben sie ausschließlich in einer Produktionsanlage direkt am Wohnhaus den Tee verarbeitet. Da das Haus aber am Berghang gelegen ist und die schweren Verarbeitungsmaschinen somit nicht direkt auf dem Boden stehen, sondern paraktisch im ersten Stock, macht sich die Familie Sorge um die Statik des Hauses im Falle eines Erdbebens. Bei einem Rundgang durch die Verarbeitungsanlage fällt auch uns auf, dass der Boden ganz schön schwingt. Nicht weit entfernt sieht man schon, wo dann ab dem nächsten Jahr produziert wird. Nur die letzten Produktionsschritte (Hi-ire und Sortierung) bleiben in der bisherigen Halle, so dass insgesamt auch etwas mehr Platz sein wird.

In den letzten Jahren hat sich der Betrieb von Familie Hayashi etwas vergrößert. Ein benachbarter Teebauer hat seinen Teegarten aufgegeben und den Hayashis die Teegärten übereignet. Jetzt bewirtschaftet die Familie insgesamt etwa 13 Hektar und führen auf ihren eigenen Anlage die komplette Produktion von der Aracha-Herstellung, über Sortierung, finale Erhitzung und seit diesem Jahr auch das Mahlen von Pulvertee durch. Den ganzheitlichen Bio-Gedanken sieht man bei Familie Hayashi auch auf dem Wohnhausdach. Es ist voll mit Solarzellen für die Stromerzeugung und auch zur Warmwasserbereitung – und dies schon seit vielen Jahren. Auch die Morimotos planen seit einiger Zeit die Anschaffung einer Solaranlage, die dann die Verarbeitungsanlage mit Öko-Strom versorgen soll, aber momentan reicht dafür das Geld noch nicht für diese Anschaffung.


Foto: Vater Iwao und Sohn Kimihiko Hayashi in ihrem Teegarten in Mie

Nach der Teeverkostung fahren wir in die Teegärten und erfahren auch, dass Familie Hayashi eine eigene Strauchsorte kultivieren. Iwao hat vor einigen Jahren Stecklinge von einem bestimmtem Strauch, den er sehr mochte, selbst aufgezogen. In einem Zairaishu-Feld ist ihm einer der Sträucher besonders aufgefallen, woraufhin er diesen vermehrt hat. Auf dieselbe Weise ist vor vielen Jahren übrigens auch die Yabukita entstanden, nur dass es da nicht Iwao Hayashi war, der den Stauch entdeckte, sondern ein anderer Teegärtner. Sie ist keine wirklich geplante Züchtung, sondern vielmehr wurde eine Pflanze vermehrt, die im Zairaishu-Feld positiv aufgefallen ist. Übersetzt heißt Yabukita (der Norden der Hecke), der der Strauch an der Nordseite einer “Tee-Hecke” stand.


Foto: Teegarten mit der selbst aufgezogenen Strauchvarietät im Teegarten von Familie Hayashi

29.05.2014


Wir verlassen heute Vormittag unser japanisches Zuhause bei Familie Morimoto und machen uns auf den Weg ins etwa 1.055 km (Bahnstrecke) entfernte Nagoya. Hier werden wir bis zum Ende unserer Reise bleiben und von hier aus fliegen wir dann auch wieder zurück nach Frankfurt. Es ist schon interessant: Unweit von Nagoya hat für MARIMO der Teeeinkauf begonnen, nachdem Meiko, eine japanische Freundin von uns, die 2005 und 2006 oft bei uns im Teeraum zu Besuch war, für uns mehrere Termine für Interviews bei Bio-Teegärten und anderen Bio-Betrieben ausgemacht hat.


Foto: Dietmar und Tobias beim Interview mit einer Bio-Mikan-Bäuerin, März 2006

Damals waren wir noch Studenten und haben für Tobias Abschlussarbeit zum  Bio-Markt in Japan recherchiert. Bei den Bio-Teegärten haben wir damals Interviews über deren Produktionsweisen im Bio-Landbau durchgeführt. Über die damaligen Geschenke der Teegärten haben wir den japanischen Tee erst so richtig kennen gelernt. Der Unterschied zwischen den damals in Deutschland bereits verfügbaren Tees, die über die großen Verarbeiter und Handelsfirmen nach Deutschland kamen, zu den frischen Tees mit individuellem Charakter der Gärten, die wir direkt von den Teebauern geschenkt bekommen hatten, hat uns damals schon überwältigt und treibt uns bis heute an.

Abends gehen wir nur noch schnell etwas essen, denn für morgen haben wir einen Ausflug zum Teegarten von Familie Hayashi nach Mie geplant.

28.05.2014


Foto: Hortensien am Rande des Teegartens 4 von Familie Morimoto

In Japan blüht es ja fast das ganze Jahr über – und jetzt beginnt gerade die Hortensien-Zeit. So langsam nähert sich auch das Ende unseres diesjährigen Japanaufenthalts. Heute verpacken wir unsere ganzen Keramikschätze, die wir bei unserer Reise eingekauft haben sicher für den Versand nach Deutschland. Haruyo und Shigeru kümmern sich heute schon um die Vorbereitungen für die zweite Ernte, die Anfang Juni, um den 10. herum, schon beginnen wird. Alle Maschinen werden noch einmal überprüft und wenn nötig repariert. Wir streifen derweil noch einmal durch die Teegärten und können es gar nicht fassen: Kurz nach unserer Ankunft haben wir hier die ersten Tees des Jahres zusammen geerntet und verarbeitet. Und jetzt sehen wir schon die neuen Triebe für die zweite Ernte.


Foto: frische Sprosse für die zweite Ernte im Teegarten von Familie Morimoto

Auch die neu angepflanzten Minami Sayaka-Sträucher in Teegarten 4 gedeihen prächtig. In diesem Jahr können Sie noch frei wachsen – ab dem nächsten Jahr wird dann geerntet.


Foto: Neuanpflanzung Minami Sayaka Ende Mai

Für unsere nächste Lieferung der Tees der zweiten Ernte, die dann im Juli losgehen wird, bereiten die Morimtos heute schon den Houjicha vor.  Die Blätter werden von Shigeru sehr schonend geröstet. Es ist immer eine Frage des Geschmacks. Shigeru mag keine starken Röstaromen, weshalb sein Houjicha immer zwischen geröstetem Tee und und frischem Grüntee tänzelt. Das besondere am Morimoto Houjicha ist, dass er sowohl die typischen Houjicha-Röstnoten hat, als auch die Frische und zarte Blume vom grünen Tee. Ermöglicht wird das durch die geringe Hitzezufuhr und durch die kleinen Äste, die mit den Teeblättern zusammen geröstet werden. Sie nehmen einen Teil der Hitze auf.


Foto: Shigeru Morimoto beim prüfen des Houjicha-Geruchs


Foto: Houjicha beim Rösten

Heute abend gehen wir mit der ganzen Familie noch ins einzige italienisch angehauchte Restaurant in Kawaminami. Yukie bringt auch ihren Mann Tetsumori (Tei-chan) und die beiden Söhne Shota und Naoki mit. Es ist unser Abschiedsessen, denn morgen vormittag reisen wir ab.


Foto: von links nach rechts: Haruyo, Naoki, Dietmar, Tobias, Shigeru, Shota, Tae,
Tetsumori und Yukie

27.05.2014

Heute müssen wir erst einmal ausschlafen. Die letzten Tage haben uns gaz schön geschafft. Bis in die Nacht haben wir immer noch Emails aus Deutschland beantwortet und morgens mussten wir dennoch früh raus, weil wir ja immer einiges vor hatten. Gestern abend haben wir im Hotel noch das Frühstück abgesagt um einfach länger schlafen zu können. Daraufhin sagte uns der Hotelmitarbeiter, wie sollen uns am Morgen bitte Zeit lassen und dass wir auch etwas länger noch im Zimmer bleiben dürfen. Wir sind sehr dankbar dafür. Tagsüber organisieren wir noch ein paar Einkaufsangelegenheiten – damit die neuen Teesorten rechtzeitig zum CHA EN Fest da sind und nachmittags machen wir uns auf den Weg zurück nach Hause – nach Kawaminami zu den Morimotos. Diesmal haben wir Haruyu extra nicht gesagt, mit welchem Zug wir ankommen, weil wir ein bisschen laufen wollten. Nach ein paar Schritten kommt uns aber doch ein Auto entgegen. Haruyo hat geschätzt wann wir ankommen müssten und fährt uns mit unseren vielen Taschen zurück nach Hause.

Otsukare-sama!

26.05.2014


Foto: Familie Matsumoto

Heute steht der Teegarten Sakura-No En von Familie Matsumoto auf dem Programm. Früh morgens machen wir uns auf den Weg von Kokubu (Kirishima) bis in die nahegelegene Präfektur Kumamoto. Unhöflicherweise kommen wir um die Mittagszeit an, sodass wir alle zusammen erst einmal etwas essen gehen. Schon im vergangenen Jahr waren wir in diesem schönen Restaurant, dass vom Designer des Kyushu Shinkansen gestaltet wurde. Bis zum Mittagessen begleitet uns das Ehepaar Matsumoto.  Nach dem Mittagessen kann Satumi aber nicht mit uns zusammen in die Teegärten fahren. Sie kümmert sich noch um die Abfertigung unserer Lieferung, die heute noch auf den Weg nach Deutschland geht. Wir quetschen uns zu sechst in ein kleines japanisches Auto – zwei von uns sitzen im Kofferraum. Die Teegärten von Sakura-No En liegen recht weit auseinander und zum Teil auf über 600m über dem Meer. Vormittags hatte es noch stark geregnet. Langsam hört der Regen auf und dichte Nebelschwaden steigen aus den Wäldern hinauf – eine wirklich idyllische Kulisse.

Vor 4 Jahren hat die Familie einen Teegarten neu hinzu gekauft auf den Kazuya schon eine Weile gewartet hat, bis er zum Verkauf stand. Der neue Garten liegt auf etwa 500m und ist mit Teesträuchern der Varitäten Yabukita und Sayama Midori bepflanzt. Vier Jahre hat er gewartet bis er den Tee von diesem Teegarten zum Verkauf anbietet. Er möchte strenger sein, als die Bio-Gesetzgebung, die eine Umstellungszeit von 3 Jahren vorschreibt. Sakura-No En ist im Gegensatz zu unseren anderen Betrieben nicht bio-zertifiziert, weil Kazuya Matsumoto die Bio-Richtlinien zu wenig streng findet. Er hat  eigene, strengere Standards entwickelt, darunter auch shizen-saibai – den Naturanbau ohne jedwede Düngung oder Pflanzenschutz. Der Sakura-No Sencha, einer unserer beste Senchas besteht zu 50% aus shizen-saibai Yabukita und 50% bioglogisch gedüngtem Kabusecha der Strauchsorten Fujimidori, Sayama Kaori, Sayama Midori und Yabukita. Im etwa 100 Jahre alten Haus der Familie begrüßen uns auch Kazuyas Eltern Jun und Hiroko und auch die drei Kinder.


Foto: die drei Kinder von Satomi und Kazuya Matsumoto


Foto: Satomi und Kazuya Matsumoto


Foto: Kazuya Matsumoto beim Aufgiessen des Sakura-No Sencha und Mukashi Sencha

Erst am Abend machen wir uns, von der Gastfreundschaft der Matsumotos gut gestärkt, wieder auf den Weg zurück nach Kokubu, wo wir unsere Gäste morgen verabschieden werden.

25.05.2014

Das Thema unserer heutigen Unternehmungen waren die beiden japanischen Begriffe “wabi” (geschmackvolle Einfachheit und an Ärmlichkeit grenzende Bescheidenheit) und “sabi” (still und verlassen; antikes Aussehen; geschmackvolle Einfachheit). Besonders im Rahmen des “wabi-cha” (wabi-Tee), also der Richtung der Teezeremonie, die die Einfachheit betont, spielen bekanntlicherweise besonders die Matchschalen, die diesem Ideal entsprechen, eine wesentliche Rolle.


Foto: wabi-sabi-Ästhetik am Fuße des Karakuni

(Für diejenigen, die das Video noch nicht gesehen haben:)

So waren wir heute im Hochgebirge von Kirishima auf einer langen Wanderung unterwegs, um den Bogen zwischen den Matchaschalen von NARIEDA, dessen Werke sich stark an den Farben der wechselnden Jahreszeiten des Kirishima-Gebirges orientieren, und den Matchaschalen der wabi-sabi-Ästhetik zu schließen.


Foto: wabi-sabi-Ästhetik am Rande des Karakuni
mit zarten pinkfarbenen Blüten

Nachdem wir mit dem Linienbus, der nur wenige Male am Tag diese Strecke fährt, bis auf etwa 1.000 Höhenmeter fuhren, begonnen wir unseren Aufstieg auf den Karakuni-Krater, der mit 1.700 Metern hoch über die kleineren Vulkane von Kirishima hinausragt. Lediglich der Vulkan Takachiho-no Mine, auf den der japanischen Mythologie zufolge die Nachfahren der Sönnengöttin Amaterasu hinabgestiegen sind, und heute noch die kaiserliche Familie verkörpern, ist fast gleich hoch.


Foto: Karakuni-Krater

Während das verdorrte Schilfgrass am Rande des mächtigen Kraters perfekt die wabi-sabi-Ästhetik zu veranschaulichen vermag, so zieren im Frühling Pink-farbene kleine Blüten flechtenartig die Innen- und Aussenseite des Kraters.


Foto: Für den Mai typische pink-farbene und gelbe Blüten
am Rande des Karakuni

Für eine wabi-sabi-Ästhetik sind diese schon fast zu viel der Farbenfreude, doch sprechen sie die Wahrnehmung des Meisters NARIEDA an, die gerade auf der Suche einer lebendigen Ästhetik fündig geworden ist.


Foto: Blick vom Karakuni-Krater auf den Onamiike


Foto: Blick in den Kratersee Onamiike

Wir kehren über den Kratersee Oonami-ike, des etwas tiefer gelegenen Vulkans in einer etwas vierstündigen Bergtour zurück, und freuen uns darauf, am Abend NARIEDA selbst zu treffen, dessen Werke einen Spannungsbogen zwischen diesen beiden Ästhetik-Modi schließen.

 

24.05.2014

Heute ist unser finaler Packtag. Gemeinsam mit Shigeru sortieren wir alle Kisten der Nummerierung nach, damit im Anschluss Haruyo den Lieferschein und die Exportdokumente noch einmal abgleichen kann. Wir waren nicht schlecht, nur einen Aufkleber hatten wir vergessen, ansonsten stimmt alles. Am 26.05. gehen die Kisten dann nach Hakata um dann nach Deutschland verschifft zu werden.

Am Abend fahren wir mit dem Zug nach Kokubu. Von dort aus möchten wir in den nächsten Tagen einige Unternehmungen machen. Das Abendessen ist ein echtes Highlight des Tages. Wir gehen in ein kleines Restaurant, eher eine Kneipe und werden dort schon beim Eintreten herzlich begrüßt. Nach und nach kommen wir mit den einzigen beiden anderen Gästen näher ins Gespräch. Einer der beiden Bogenschütze und hat morgen ein wichtiges Turnier. Alle dürfen einmal den Bogen in die Hand nehmen und versuchen ihn zu spannen. Das ist ganz schön schwer! Anschließend bekommt jeder ein Musikinstrument in die Hand, Trommel, Bambus-Plättchen oder anderes Klapper-Instrument. Gemeinsam interpretieren wir japanische Volkslieder. Das war wirklich lustig.

23.05.2014

Nachdem wir am gestrigen Tag den Focus auf Kamairi-cha aus der Region um Takachiho gelegt haben, widmen wir uns heute der Landschaft. Vormittags laufen wir zur Takachiho-Schlucht.

Die Bilder müssen wir nachreichen.

22.05.2014


Foto: Wasserfall in der Nähe von Takachiho

Heute fahren wir zum Teegarten von Familie Miyazaki. Früh morgens machen wir uns auf den Weg, denn noch bevor wir in die Teefelder fahren, möchten wir einen der vielen Wasserfälle in der Region bewundern. Es ist wirklich atemberaubend wie sich das Wasser hier durch das Felsgestein geschnitten hat.


Foto: Herr Miyazaki und Dietmar im Gespräch


Foto: Zairai-Sträucher (aus Samen gezogene Teesträucher): jeder Strauch ist anders

Um die Mittagszeit holt uns Herr Miyazaki ab und bringt uns zu einem seiner wunderschön gelegenen Teefelder, in dem gerade geerntet wird. Wir sehen sowohl Handernte (1 Knospe + 3 Blätter), als auch die Ernte mit einer Handmaschine.


Foto: Tee-Pflückung per Hand


Foto: Handmaschinen-Ernte

Nachdem wir einige der Teegärten der Familie sehen durften, geht es gleich weiter zur Teeverarbeitung. Wie in allen anderen Teegärten auch, werden die frischen Blätter erst einmal unter Luftzufuhr gekühlt gelagert bis sie erhitzt und dannach getrocknet werden. Beim Kamairicha findet im Gegensatz zum Sencha keine Dämpfung statt. Die Blätter werden in dem sogennaten Kama trocken erhitzt um die Fermentation zu verhindern.


Foto: Kama (über 50 Jahre alte Maschine) für die erste Erhitzung der Teeblätter, die entscheidend ist, um die Fermentation zu verhindern

Im Anschluss an die Besichtigung der Verarbeitungsanlage für die Herstellung von Kamairicha werden wir in ein separates Gebäude geführt. Dort stehen einzeln eine große Erhitzungstrommel (aus Taiwan), zwei Trocknungstrommeln und eine Rollmaschine. Hier wird der handgepflückte Tee verarbeitet. Im Gegensatz zur Teeproduktion wie wir sie bisher gesehen haben, muss hier sehr vieles per Hand gemacht wrerden. Jeder Schritt muss dabei zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden. Es ist wirklich wundervoll zu sehen, mit wie viel Hingabe hier Tee hergestellt wird. Zum Abschluss dürfen auch wir einen Teil des heute handgeernteten Tees verarbeiten. Herr Miyazaki übernimmt zum Glück den ersten Erhitzungsschritt. Die Kama hat dabei an die 360°C wenn die Teeblätter hinein gegeben werden.


Foto: Erhitzung zum Fermentations-Stopp bei der Teeproduktion per Hand (alte Kama in Form ähnlich einem Wok)


Foto: Kneten und Rollen auf einer Bambusmatte


Foto: Trocknen in der Gusseisernen Kama


Foto: Hand-geernteter und Hand-verarbeiteter Kamairicha

Etwa 2 Stunden benötigen wir für gerade einmal 400g Tee. Ganz trocken ist er noch nicht. Die finale Trocknung machen wir dann bei den Morimtos.

Auch die Verkostung neuer Sorten darf natürlich nicht fehlen. Für das CHA EN Event gibt es auch von Familie Miyazaki eine Neuigkeit zu präsentieren.


Foto: Teeverkostung von Kamairicha aus mehreren unterschiedlichen Strauchsorten. Unter anderem: Saki Midori, Meiryoku, Yabukita, Minami Sayaka und Kanaya Midori

21.05.2014

Es ist wirklich unglaublich. Gestern Abend klarte der Himmel schon ein wenig auf, und wir konnten einige Sterne erblicken. In der Nacht bließ dann ein so starker Wind, dass wir alle Fenster schließen mussten, und heute Morgen erblicken nun wieder strahlenden Sonnenschein. Gemeinsam erkunden wir die Teegärten in der Nähe des Hauses der Morimotos, erfreuen uns zwischendurch an den Biwa-Früchten aus dem eigenen Garten, und verschließen gemeinsam noch die letzten Kisten für die große Schiffs-Lieferung nach Deutschland. Spät nachmittags fährt uns Shigeru dann noch bis in die Berge von Miyazaki. Kurz vor Einbruch der Dämmerung kommen wir nach einer wundervollen Fahrt durch die idyllische Berglandschaft auf der Hochebene von Takachiho an. Morgen werden wir den Teegarten von Familie Miyazaki besuchen.


Foto: Blick über die Berglandschaft von Takachiho

20.05.2014

Es regnet in Strömen! Der Wettebericht hatte schon vor einer ganzen Weile angekündigt, dass es in dieser Woche wohl regnen wird. Interessanterweise konzentriert sich dieser Regen nun nur auf einen einzigen Tag – dafür ist er aber auch unglaublich stark.


Foto: Teeschädlinge, vor allem rote Läuse, die Shigeru liebevoll Dani-san nennt

Vor ein paar Tagen haben wir über die Strauchsorte Minami Sayaka berichtet, die hier in der Präfektur Miyazaki, unweit des Teegartens der Morimotos gezüchtet wurde. Sie ist eine echte Miyazaki-Rarität. Da Shigeru immer noch einen sehr guten Kontakt zum Institut für Teepflanzenzüchtung in Miyazaki pflegt, arrangierte er für uns heute einen Termin beim Leiter des Instituts. Zusammen mit Yukie, Shigeru und unseren Gästen machen wir uns vormittags auf den Weg zum Institut. Zuerst werden wir in den Konferenzraum gebeten, wo uns der Institutsleiter Rede und Antwort steht. Hier erfahren wir unter anderem einiges über die Anbaustrukturen in Miyazaki. Während in dem schmalen Küstenstreifen hauptsächlich Sencha (also gedämpfter Tee) produziert wird, so wird in den Bergen fast ausschließlich noch Kamairi-cha hergestellt. Auch wir werden uns in den nächsten Tagen dem Kamairicha aus Miyazaki widmen. Im weiteren Gespräch sprechen wir auch über Schädlinge beim Teeanbau und die Möglichkeiten der Regulierung im Bio-Anbau. Die Möglichkeiten sind sehr eng begrenzt. Die schlimmsten Schädlinge sind Danis (rote Blattläuse). Bei einem Befall kann man im Bio-Anbau nicht viel tun. Shigeru wäscht dann die Blätter an den Teebüschen mit Wasser und spühlt die Danis mit Druckluft und Wasser von der Blättern in fein gewebte Nylon-Säcke (im Japan Reise Blog 2013 Teil 1, 08.04.2013 berichteten wir schon darüber).

Aber das Besondere am Institut sind ja die tollen Züchtungen – die natürlich alle klassisch (also nicht auf gentechnischem Wege) gezüchtet werden. An den Zuchtgarten in dem immer etwa eine halbe Reihe von der jeweiligen Strauchsorte angebaut wird, ist auch eine Verarbeitungshalle angeschlossen. So kann unter realen Anbau-, Ernte- und Verarbeitungsbedingungen getestet werden, welche geschmacklichen Vorzüge die neu gezüchteten Sorten haben, beziehungsweise auch, worauf bei der Verarbeitung zu achten ist. Nebenbei erklärt uns der Institutsleiter, dass in Miyazaki vergleichsweise wenig Yabukita angebaut wird. Während in Shizuoka fast ausschließlich  – ca. 90% der Teesträucher der Varietät Yabukita angehören, so sind es in Miyazaki nur etwa 50%. Die anderen 50% entfallen auf eher außergewöhnliche Sorten – unter anderem auch die Minami Sayaka.

Am Abend gehen wir in eines unserer Lieblingsrestaurants und genießen ein wundervolles Abendessen.

19.05.2014

Geschafft! Auch die letzten Kilogramm Yanagicha/ Bancha sind fertig final erhitzt und sicher unter Stickstoffatmosphäre für den Transport nach Deutschland verpackt. Bis zum Abend packen wir nun die Kisten zusammen und kümmern uns um die richtige Etikettierung. Das klingt zwar immer recht banal, aber hier darf uns kein Fehler unterlaufen. Es handelt sich ja um zertifizierten Bio-Tee und dabei muss die Dokumentation immer einwandfrei sein. In Japan übernimmt die Bio-Zertifizierung bei den Morimotos die Kontrollstelle JONA. JONA gilt als strengste Bio-Kontrollstelle Japans, die über den staatlichen Bio-Standard hinaus eigene, strengere Richtlinienen erstellt hat, die auch noch vor die Zeit der staatlichen Bio-Zertifizierung zurückreichen.

Erst spät abends kommen unsere Gäste am Bahnhof von Kawaminami an. Einen kleinen Abendsnack und das ein oder andere Bier genießen wir noch gemeinsam bevor wir totmüde ins Bett fallen.

18.05.2014


Foto: Morimoto-MARIMO

Endspurt! Nur noch fünf Säcke Yanagicha/ Bancha warten auf die finale Erhitzung (hi-ire), danach fehlt nur noch der Kafun Catechin Tee und etwas Morimoto Matcha für die große Schiffslieferung, die beide noch gemahlen werden müssen. Während die Matcha-Mühle der Morimotos Tag und Nacht beim Mahlen ist, um den Zeitplan bis zur Schiffsabfahrt einzuhalten, kümmern wir uns darum die Kisten für den Versand vorzubereiten. Morgen werden wir fast den ganzen Tag damit beschäftigt sein, die Großpackungen sicher in die Kartons zu verstauen. Wir beeilen uns sehr, denn ab morgen abend haben wir wieder Besuch. Mit unseren Gästen werden wir eine Rundreise zu verschiedenen Teegärten unternehmen, sodass wir nicht mehr viel Zeit haben, um mit den Vorbereitungen für die Schiffslieferung fertig zu werden.

Um 21 Uhr überlegen wir für heute mit dem Packen aufzuhören und fragen, ob wir Haruyo noch mit etwas anderem helfen können. Sie ist seit heute Morgen um 6 Uhr auf den Beinen und arbeitet jetzt noch an der Dokumentation für die Bio-Kontrollstelle. Danach kümmert sie sich auch noch um die Abrechnungen für die Helfer, die sich vor der Ernte um die Beschattung und auch die Entfernung der Netze für den Kabusecha gekümmert haben. Haruyo ist ein echtes Energiebündel.

17.05.2014


Foto: Teeutensilien: Natsume, Chasen, Chashaku

Heute fangen wir mal mit der Losziehung für die Gyokuro-Kyusu von NARIEDA an. Yukie Morimoto hat auch diesmal die Ziehung durchgeführt. Hier nun das Video, in dem ihr sehen könnt, wer die Gyokuro-Kyusu gewinnt:

Aber was haben wir heute eigentlich unternommen? Vormittags waren Shigeru und Tobias weiterhin mit der finalen Erhitzung des Yanagicha/ Bancha beschäftigt. Da in die hi-ire-ki immer nur eine kleine Menge hinein passt, dauert es mehrere Tage bis die 400kg, die in einigen Tagen schon mit dem Schiff auf den Weg nach Hamburg gehen sollen, komplett fertig werden. Diesmal haben wir jedoch ausnahmsweise gegen Mittag wieder mit der finalen Erhitzung aufgehört, denn um 13 Uhr ist schon Termin bei der Teelehrerin Suenaga. Suenaga-Sensei gehört der Urasenke-Teeschule an, und unterrichtet in ihrem Unterrichts-Teeraum, der zusammen mit dem Zeremonie-Teeraum ein ganzes Teehaus bildet, das von einem wunderbaren Garten umgebend wird. Der Name des Teehauses ist “Eki-Raku-An”, und es befindet sich im nahe gelegenen Ort Sadowara.


Foto: Eingang zum Zeremonie-Teeraum im Teehaus Eki-Raku-An

Auf die Einladung der Gastgeberin, Suenaga-Sensei, finden wir uns im Garten des Teehauses ein, wie es der Ablauf der Teezeremonie (Chadô/ Chadou oder Sadô/ Sadou) gebietet. Je nach Tee-Schule variiert dieser zwar ein wenig, doch die grundlegenden Regeln sind allen Schulen gemein. Wir gehen durch den Gartenpfad und nehmen auf der Wartebank (Machiai) platz. Da wir die Reinigung der Hände und des Mundes schon vorab durchgeführt haben, begeben wir uns nun durch den kleinen Eingang (Nijiriguchi) in den Teeraum (Chashitsu). Auf dem obigen Foto ist der etwa nur 1m hoher Eingang zum Teeraum in verschlossenem Zustand zu sehen. Zum Betreten des Teeraumes lassen wir uns somit auf die Knie nieder, und bringen damit Demut und Respekt zum Ausdruck. Alle gesellschaftlichen Unterschiede werden an dieser Stelle abgelegt.


Foto: Suenaga-Sensei (rechts), ihre Schülerinnen und die beiden Morimotos

Auf obigen Foto ist der richtige Teeraum, also nicht der Übungsraum, zu sehen. Er ist nur viereinhalb Tatami-Matten groß. Das Blumengesteck, von dem auf obigem Foto nur einige Blätter hinter Shigeru Morimoto zu sehen sind, sowie die Schriftrolle mit der Kalligraphie, wurden passend zum gegebenen Tag von Suenaga-Sensei ausgesucht. Es ist ein bewölkter, stiller Tag, wie auf der Schriftrolle zu sehen ist. Passend zur Jahreszeit werden heute Matchaschalen verwendet, die von Blumendekor verziert sind.


Foto: Gespräche nach der Teezeremonie


Foto: Dietmar bereitet im Unterrichts-Teeraum den Morimoto Tokujou Kabusecha zu

Eine Schülerin von Suenaga-Sensei, auf dem Foto im weißen Kimono zu sehen, hat heute zweimal Matcha zubereitet: Zunächst gab es den Matcha zu trinken, den Suenaga-Sensei normalerweise für die Teezeremonie verwendet, der aus Tencha hergestellt wird. Danach bereitete die Schülerin den Morimoto Matcha Kabuse Minami Sayaka zu, der wie der Name schon sagt aus den beschatteten Blättern der Minami Sayaka-Sträucher gemahlen wird. Zum Abschluss bereitete Dietmar den Morimoto Tokujou Kabusecha zu, der ja bekanntlich ein Blend aus eben dieser beschatteten Minami Sayaka, sowie Kabuse Oku Midori und etwas Kabuse Yabukita ist. Danach gingen die Gespräche um die geschmacklichen Unterschiede der beiden getrunkenen Matcha-Sorten, sowie um die Unterschiede der Inhaltsstoffe beider Sorten. Shigeru nutzte diese Gelegenheit recht elegant, um seine Fachkenntnisse ans Tageslicht zu bringen, die selbst Suenaga-Sensei zum Staunen brachten.


Foto: …natürlich in einer Gyokuro-Kyusu und Teeschalen von NARIEDA Shinichiro


Foto: Haruyo Morimoto im Kimono

Am Abend hat Haruyo noch einen besonderen Termin für den sie extra ihren Kimono angezogen hat. Es ist eine große Gesangsveranstaltung auf der Haruyo singt. Vor allem im Winter und auch wenn der Höhepunkt der ersten Ernte geschafft ist, nimmt sie Gesangsunterricht bei Herrn Morikawa und tritt dann auch ab und zu auf.

16.05.2014


Foto: Sunrouge-Teepflanzen im Teegarten von Familie Morimoto

Heute war der finale Produktionstag der ersten Ernte – geschafft! Gestern wurden noch die letzten Teebüsche für den Ato-Bancha (Yanagicha) geerntet, und heute am frühen Nachmittag wurden wir dann auch mit der Produktion fertig. Für MARIMO haben wir im Anschluss den Blend festgelegt und gleich unsere komplette Menge zusammengestellt. Jetzt warten die  Yanagicha/ Bancha-Blätter nur noch auf die hi-ire, mit der der wir morgen beginnen werden. Beim Probieren des vorverarbeiteten Tees (nur der letzte Schritt fehlt noch) wurden wir von einer überraschenden Süße gepaart mit Tiefe und einem wundervoll blumigen Duft verwöhnt. Es ist wieder ein ganz besonderer Bancha geworden, der den Namen Yanagicha wirklich verdient.

Nach dem Abendessen unternehmen wir alle noch einmal einen kleinen Spaziergang, zusammen mit Hanna-chan, Haruyo und Shigerus kleiner Hund. Dabei zeigt uns Haruyo den Garten Nr. 7, der als erster (bereits im Jahre 1977) auf Bio-Anbau umgestellt wurde. Damit hat alles angefangen. Es ist ein kleines schmales Feld, das heute etwas verwildert aussieht. Während damals noch Teepflanzen der Strauchsorte Takachiho dort wuchsen, nutzen die Morimotos das Feld zur Zeit nur im Herbst für den Anbau von Bio-Buchweizen. Die beiden Morimotos überlegen jedoch, ob sie nicht auch wieder ein paar Reihen mit neuen Strauchsorten dort anlegen. Neben der Neuanpflanzung der Minami Sayaka in Teegarten 4 – im Blog Teil 1 haben wir davon berichtet – sind zum testen nun auch vier weitere Strauchvarietäten gesetzt worden, darunter Harumoegi, Miyamakaori und Saemidori. Shigeru geht gern so vor, dass er zunächt ein paar Pflanzen testweise zieht, und schaut, ob sie für den Strandort (Boden, Luftfeuchtigkeit und Temperatur) geeignet sind. Erst wenn sich die Strauchvarietäten bewährt haben, werden sie für die Teeherstellung in nennenswertem Umfang angebaut. Wir sind gespannt, wie sich die Pflanzen entwickeln.

Nebenbei haben wir auch wieder einiges zur Geschichte des Morimoto-Teegartens erfahren, und haben daher ein paar interessante Punkte auf unserer Internetseite zum Morimoto-Tee ergänzen können. Hier kommt ihr zur Geschichte des Teegartens.

Und nun die versprochenen Bilder von der zweiten Matchaschale von Meister Yamashita:



Foto: Zwei Ansichten der Matchaschale YS #1401 von YAMASHITA

15.05.2014

Wie versprochen gibt es heute hier im Blog die ersten Fotos der Matchaschalen zu sehen, die wir gestern bei Meister Yamashita entdeckt, und gleich mitgenommen haben. Um genau zu sein: Es sind heute vier Fotos von ein und derselben Schale, die den Facettenreichtum der Schale wunderschön zum Vorschein bringen:

 

Fotos: Vier Ansichten der Matchaschale YS #1402 von YAMASHITA

Die Fotos der zweiten Schale bereiten wir für den morgigen Blogeintrag vor. Wir sind so froh, dass wir diese Schalen gefunden haben, denn die Glasuren sind einmalig schön. Es ist kaum zu glauben, dass all diese Farben und Strukturen nur durch den Anflug von Asche und durch die Hitze der Flammen auf der Oberfläche der Matchaschalen von Meister Yamashita entstehen. Bedenkt man, dass Herr Yamashita eine Vielzahl von verschiedenen Holzarten, Bambus, und Schalen von Meerestieren im 7m langen Ofen bei über 1300 Grad einsetzt, ist “nur durch den Anflug von Asche und die Hitze der Flammen” allerdings wirklich etwas vereinfachend ausgedrückt.